Burgen und Schlösser in Österreich - Das westliche Waldviertel, Das westliche Waldviertel

Sendezeit: 21:45 - 22:30, 28.11.2022
Genre: Dokumentation
  • Von: Valentin Badura
Zwischen geschichtsträchtigen Schlössern, spektakulären Wehrburgen und geistigen Zentren - die Burgen und Schlösser im westlichen Waldviertel sind außergewöhnlich gut erhalten.
Der Reichtum an herrschaftlichen Anwesen vergangener Jahrhunderte wird in der filmischen Zeitreise durch das westliche Waldviertel eindrucksvoll dargestellt: Schloss Artstetten, Burg Rappottenstein, Stift Zwettl und Burg Heidenreichstein sind die Schauplätze.
Nur wenige Kilometer nördlich der Donau liegt das prunkvolle Schloss Artstetten, das Kaiser Franz I. im Jahr 1823 in den Besitz der Habsburger brachte. Ursprünglich war es vom Kaiserhaus als Witwensitz vorgesehen. 1889 war Erzherzog Franz Ferdinand Schlossherr in Artstetten. Heute wird das Schloss von seiner Urenkelin Alix de La Poëze d'Harambure-Fraye und deren Familie bewohnt. Sie führt durch das Schloss und in die Familiengruft, die auch die letzte Ruhestätte von Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie von Hohenberg ist.
Ein imposantes Zeugnis mittelalterlicher Wehrbauten ist Burg Rappottenstein. Seit ihrer Gründung durch die Kuenringer wurde sie niemals erobert, sie ist damit eine der besterhaltenen Burgen Österreichs. Seit zwei Jahrzehnten führt der ehemalige Rappottensteiner Hauptschullehrer Alfred Hahn Besucher durch die riesige Festungsanlage, bis in das weitläufige Verlies samt sagenumwobener Zisterne. Das Rote Kreuz betreibt auf Rappottenstein das Therapiezentrum Kinderburg, in dem Familien mit chronisch kranken Kindern oder Menschen nach Trauerfällen zum Krafttanken einziehen können. Hilfe bekommen die Kinder nicht zuletzt von den burgeigenen Tieren, zu denen seit wenigen Jahren auch Alpakas zählen.
In einer Flussschleife des Kamps liegt das Stift Zwettl. Es wurde bereits 1138 von Hadmar I. von Kuenring als Tochtergründung von Stift Heiligenkreuz aus gestiftet und ist damit eines der weltweit ältesten Zisterzienserkloster. Im 15. Jahrhundert wurde es fast zur Gänze zerstört, im 18. Jahrhundert erfolgte die Barockisierung. Markus Feyertag ist seit 1983 im Kloster und kann allerlei Anekdoten über das Klosterleben und den berühmten romanisch-gotischen Kreuzgang erzählen. In der Stiftskirche zeigt Stiftskapellmeister Marco Paolacci die fast 300 Jahre alte Orgel, die in den Jahren 1728 bis 1731 von Johann Ignaz Egedacher, einem der bedeutendsten Orgelbauer des süddeutsch-österreichischen Raums, erbaut wurde.
Unweit der Grenze zu Tschechien, inmitten der Ortschaft Heidenreichstein, steht die gleichnamige Burg, die bis heute ihren Wehrcharakter behalten hat. Die Wasserburg ist von Gräben umringt und nur über eine Zugbrücke erreichbar. Seit 1160 ist die Burg nie in einer kriegerischen Auseinandersetzung beschädigt worden, davon zeugt der gute Zustand des Gemäuers quer durch die Baugeschichte.
Bemerkenswert ist, dass Burg Heidenreichstein heute ganzjährig bewohnt wird - von der Familie Kinsky, Nachfahren des böhmischen Adelsgeschlechts Kinsky von Wchinitz und Tettau. Seit 1945 ist die Burg in deren Familienbesitz. Schon als Kind hat dort Netty Kinsky gelebt, die mit der Burg zahlreiche persönliche Erinnerungen verbindet. Sie führt durch das Burgmuseum in der Hochburg und präsentiert das Interieur aus den verschiedenen Epochen. Ihr Bruder Johannes Kinsky züchtet Karpfen - eine Waldviertler Spezialität. Die Karpfenzucht ist ein wesentliches wirtschaftliches Standbein der Familie Kinsky.

Nutzer haben auch angesehen