plan b, Ungeklärte Verbrechen - Neue Ansätze für alte Fälle

Sendezeit: 17:35 - 18:05, 18.02.2023
Genre: Dokumentation
  • Untertitel für die Sendung verfügbar
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  • Von: Sarah Bruchhäuser, Jenny Roller-Spoo
Deutschland / Österreich (2023) Tausende ungeklärter Fälle - sogenannte Cold Cases - verstauben in deutschen Polizeiakten. Neue Ermittlungsansätze bieten eine Chance, diese Fälle nach Jahren doch noch zu lösen.
Für Angehörige von Verbrechensopfern eine qualvolle Zeit. Sie leben mit einer schrecklichen Ungewissheit. Auch an der Polizei nagen die Cold Cases. Zu wenig Personal für zu viele Fälle. Neue Impulse bringen die Ermittlungen oft wieder in Gang.
Die Polizei Niedersachsen geht dieses Problem pragmatisch an: Dort werden angehende Polizistinnen und Polizisten auf alte Fälle angesetzt. Anhand der Originalakten rollen die Studierenden einen Cold Case neu auf - ein deutschlandweit einmaliges Projekt. Kriminaldirektor Karsten Bettels schätzt den frischen Blick, mit dem seine Schülerinnen und Schüler Beweise und Vernehmungsprotokolle durchgehen, alte Ermittlungsergebnisse hinterfragen und neue Ansätze entwickeln.
Denn eine der wichtigsten Lektionen, die Bettels lehrt, ist: Menschen machen Fehler. "Wenn irgendwo etwas falsch gelaufen sein sollte, dann müssen wir davon lernen", ist seine Devise. Auch bei der Polizeiarbeit kann es zu Versäumnissen kommen. Es ist die Aufgabe der Studierenden, diese zu finden und ihnen mit neuen Ansätzen und Methoden zu begegnen. Seit Bestehen des Kurses konnten dank dieser Pionierarbeit in 16 Fällen neue Ermittlungen aufgenommen werden.
Ergibt sich eine heiße Spur bei der Suche nach Vermissten, können speziell ausgebildete Hunde einen entscheidenden Hinweis liefern. Im bayerischen Otterfing sucht Dietmar Kroepel mit den ersten Knochenspürhunden Europas nach Menschen, die einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnten. Der Geologe kam auf die Idee, Hunden das Aufspüren von Knochen beizubringen - das erweist sich vor allem für die Polizei als nützlich.
Wird ein Leichnam gefunden, kann eine besondere Methode entscheidende Details eines Verbrechens aufklären: die Pollenanalyse. In Wien leistet die Palynologin Martina Weber Pionierarbeit, um die Lösung von Kriminalfällen zu unterstützen. Menschen tragen immer Pollen mit sich herum: Kleidung, Haare und vor allem die Augenwinkel sind prädestiniert dafür, die mikroskopisch kleinen Pollen zu sammeln.
Die Professorin kann daran erkennen, wo sich eine Person in den letzten 40 Minuten ihres Lebens aufgehalten hat - und das noch nach mehreren Millionen Jahren! Der Pollen ist ein wichtiges Indiz, um den Tatort eines Verbrechens zu ermitteln und so einem möglichen Täter oder einer Täterin auf die Spur zu kommen. Weber arbeitet ehrenamtlich mit österreichischen und deutschen Kriminalämtern zusammen.
Manchmal gelingt es tatsächlich, einen Cold Case aufzuklären und die Akte zu schließen. Den Angehörigen bringt das die erhoffte Gewissheit, wenngleich eine traurige.

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