42 - Die Antwort auf fast alles, Sollten wir losen statt wählen?

Sendezeit: 07:10 - 07:35, 19.02.2023
Genre: Weitere Inforeportagen
  • Untertitel für die Sendung verfügbar
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  • Redaktion: Meike Neumann
Deutschland (2021) Korruption, Machtmissbrauch und Überheblichkeit gab es schon, als die Demokratie erfunden wurde. Doch die alten Griechen hatten eine kostengünstige Technik parat, die all das verhinderte und politische Gleichheit herstellte: das Losen. Doch als die Idee von der "Macht des Volkes" Ende des 19. Jahrhunderts wieder herausgekramt wurde, entschieden sich die Herren nicht mehr fürs Losen, sondern meinten, dass es für alle besser sei, wenn die Volksvertreter gewählt würden. Studien beweisen allerdings, dass das nicht immer stimmt. Hubertus Buchstein von der Universität Greifswald schlägt seit Jahren vor, die gewählten Parlamente durch geloste "Normalbürger" zu ergänzen. Aber kann eine auf diese Weise ausgeloste Truppe wirklich kompetenter für das Volk entscheiden als die gewählten Politikschaffenden?
Seit Anfang der 1970er-Jahre wird das wissenschaftlich untersucht. Einige aus der Professorenschaft kamen mehr oder weniger unabhängig voneinander auf die gleiche Methode: Geloste Bürgerinnen und Bürger werden informiert, diskutieren miteinander und entscheiden dann. Planungszellen, Citizens' Jury, Deliberative Poll, wie auch immer es genannt wird, die Methode funktioniert in Wuppertal genauso gut wie in Japan, Russland und der Subsahara. Viele der gelosten Parlamentsangehörigen können oft sogar besser entscheiden als die gewählten.
Doch während sich diese Erkenntnis auf der Welt breitmacht, wird die Demokratie von neuen Techniktools bedroht. Political Data Science-Professor Hegelich warnt: "Die Zeiten von freien, geheimen und gleichen Wahlen sind schon lange vorbei."

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