Glaubwürdig, Christoph Wetzel

Sendezeit: 18:45 - 18:50, 25.02.2023
Genre: Kirche und Religion
  • Untertitel für die Sendung verfügbar
2004 klettert der Maler Christoph Wetzel Tag für Tag in die Kuppel der damals neu wieder aufgebauten Dresdner Frauenkirche. Acht gewaltige barocke Deckengemälde in nur acht Monaten und in 40 Metern Höhe zu malen - so lautet sein Auftrag. Das ist kräftezehrend. Er arbeitet fast immer über Kopf. Bis heute spürt er die Schmerzen im Arm. "Nach diesem dreiviertel Jahr unter dem Kirchendach habe ich mich unglaublich darauf gefreut, wieder in meinem Atelier an einer Staffelei stehen zu können."
Der 75-Jährige, der einst an der Dresdner Kunsthochschule lernte und später lehrte, bezeichnet sich selbst als "Menschenmaler". Fast eintausend Porträts brachte er bereits auf die Leinwand. Für manche Bilder benötigt er Jahre, andere malt er an einem Tag. So wie das des kleinen syrischen Jungen . Leblos liegt er am Strand, das Gesicht im Dreck, ertrunken auf der Flucht übers Mittelmeer.
Oft wählt Christoph Wetzel - Sohn eines Pfarrers - auch Motive des christlichen Glaubens. Seine Bilder regen zum Denken an. Etwa dann, wenn der Gekreuzigte mit Judenstern inmitten eines für ein Selfie posierenden Paares, eines gelangweilten Managers, eines Priesters mit zugehaltenem Mund und einer toten Muslimin zu sehen ist. Christoph Wetzel nannte das Werk "Golgatha". Für ihn ist es eines der wichtigsten Bilder seines Schaffens. "Schaut man den Figuren ins Gesicht, dann kann man sehen, welchen Irrsinn Menschen in der Welt anrichten können. Wir dürfen nicht aufhören zu mahnen!"

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