die nordstory, Ackern auf Amrum - Zwischen Winterhafer und Sommergästen

Sendezeit: 15:00 - 16:00, 05.04.2023
Genre: Land und Leute
  • Untertitel für die Sendung verfügbar
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  • Redaktion: Andrea Jedich, Katrin Glenz
  • Von: Jess Hansen
Deutschland (2013) Die Martinens aus Süddorf sind die letzten Ackerbauern auf Amrum. Alle anderen Landwirte haben das Handtuch geworfen, ihr Land verpachtet und ihre Häuser zu Ferienwohnungen umgebaut.
Altbauer Irk Martinen und sein Sohn Oke stellen sich täglich aufs Neue den ganz besonderen Bedingungen. So fallen jedes Jahr im Frühling 40.000 Ringelgänse auf Amrum ein und fressen ihre Weiden am Meer kahl. Da bleibt für ihre 100 Mastrinder, ein wichtiges Standbein neben dem Ackerbau, nicht viel übrig. Dazu kommen die Fährkosten. Alles für den Betrieb muss übers Wasser gebracht oder geholt werden. Doch Gastwirt statt Landwirt, dass können sich Oke und Irk nicht vorstellen. Mehr als 190 Hektar, die Hälfte des Amrumer Ackerlandes, wird von den beiden Männern der Familie Martinen bestellt. Im Frühjahr säen sie direkt an der Wasserkante. Im Sommer müssen sie mit ihren riesigen Erntemaschinen durch die Touristenströme zu ihren Feldern. Ein Frachtschiffer von Hooge bunkert dann ihre Ernte und bringt sie ans Festland.
Und zwischendurch muss immer wieder neu gedacht werden. So haben die Martinens einen alten Stall zum Hofladen umfunktioniert. Dort bietet Birgit Martinen jetzt ihre Produkte an, unter anderem Fleisch von ihren Rindern. Das spart Transportkosten. Im Hofladen soll künftig eigentlich auch Schweinefleisch angeboten werden. Doch die Behörden machen bei der Genehmigung Probleme, befürchten eine Geruchsbelästigung der Touristen durch die 40 Schweine.
Der "gläserne Hof" ist eines der Projekte der Landwirte. Damit wollen sie den Menschen zeigen, wie sie auf Amrum ackern und ihnen ihr Hühnermobil vorführen. Mit dem können sie wie mit einem Wohnwagen durch die Gegend fahren und ihren 200 Legehennen ständig neue Weideflächen anbieten.
Eine weitere Idee: Die Martinens wollen ihr Land zu Blühwiesen machen und stückweise an Touristen verpachten. 100 Quadratmeter für 50 Euro.
Nur am Strand sind die Martinens nie zu sehen. "Der Strand ist für die Touristen, der Acker für uns", das hat Opa Martinen ihnen beigebracht. So ackern sie in der vierten Generation mitten in einem Urlaubparadies, genießen ihre Freiheit und den Meerblick bei der Arbeit.
Im Sommer 2019 soll es ein Hoffest geben, zu dem mehr als 2000 Gäste erwartet werden. Freunde, Bekannte, aber auch Touristen sind eingeladen. Dann sind sie genau seit 100 Jahren Inselbauern, die Martinens von Amrum.

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