Burgen und Schlösser in Österreich, Mühlviertel

Sendezeit: 22:45 - 23:30, 24.07.2023
Genre: Dokumentation
  • Andere Personen: Helge Freund
Österreich (2022) Hier ein berauschendes Mittelalterfest, da ein gediegenes Zentrum für Erwachsenenbildung - entlang des Burgen- und Schlösserwegs im Mühlviertel stehen Authentizität und Atmosphäre in der Nutzung der historischen Gemäuer an vorderster Stelle.
Wenn sich die Männer der Ritterschaft bei brütender Hitze zum Kampfe rüsten, ist wieder die Zeit angebrochen für das frühsommerliche Mittelalterspektakel auf Burg Clam. Das stilechte Zeltlager ist Bernold Mraulak und seiner Gefolgschaft in all den Jahren, zur zweiten Heimat geworden. Der Burgherr Carl Philip Clam-Martinic beehrt die Ritterschaft wie jedes Jahr zum abendlichen Umtrunk. Clam-Martinic hatte das Glück, die 1149 erbaute Burg im Jahr 2003 in einem sehr guten Zustand von seinen Eltern zu übernehmen. Bei seinen charmanten Burgführungen lässt er kein Detail aus - vom Burgtor, das allen Angriffen quer durch die Jahrhunderte getrotzt hat bis hin zur prächtig gedeckten Tafel im sogenannten Landschaftszimmer, wo seine Familie die Feste feiert, wie sie fallen.
Von einer der am besten erhaltenen Burgen Österreichs führt die filmische Reise weiter zur Halbruine der Burg Reichenstein. Die im Jahr 1230 erstmals errichtete Anlage war seit der Mitte des 18. Jahrhunderts dem Verfall preisgegeben. In den 1980er-Jahren hat sich ein Verein formiert, der sich an die Sanierung und der Renovierung der Gemäuer machte. Heute befindet sich hier das Oberösterreichische Burgenmuseum, das von den Lebenswelten auf den Burgen der Region erzählt. Geleitet wird es von Edeltraud Jungwirth. Die Künstlerin hat das Leben in der Stadt hinter sich gelassen und auf Burg Reichenstein ein Atelier für Kinder eingerichtet. Hier weckt sie in der Malschule nach Arno Stern schon bei den Kleinsten die Freude am künstlerischen Ausdruck.
Auch auf der Ruine Prandegg hat sich ein Burgverein der Instandhaltung der immer noch imposanten Mauerreste verschrieben. Alljährlich im Sommer trifft sich hier ein beherztes Team von ehrenamtlichen Helfern, um das Mauerwerk aus dem 13. Jahrhundert zu sichern. Verköstigt werden die Arbeiter von Franz Leitner, der die Taverne am Fuße der Ruine betreibt.
Eine aufwendige Restaurierung durch das Land Oberösterreich ab 1986 hat dafür gesorgt, dass Schloss Weinberg in Kefermarkt heute prachtvoll in Szene gesetzt ist. Seit 1629 befindet sich das Schloss im Besitz der Familie von Carl-Friedrich Wentzel. Der deutsche Agrarunternehmer ist heilfroh, dass er das Schloss Ende der 1980er-Jahre an das Land Oberösterreich verpachten konnte. Für ihn war es in all den Jahren zuvor vor allem eine Belastung. Heute genießt er seine Aufenthalte in Kefermarkt, wo er im ehemaligen Meierhof des Schlosses einen Wohnsitz sein Eigen nennt. Schloss Weinberg ist heute ein Zentrum für Erwachsenenbildung. Hier lässt der Geschäftsführer Markus Ladendorfer seine Gäste stets auch in die Schlossgeschichte eintauchen.
Die historische Substanz von Freistadt - mit 8.000 Einwohnern ein urbanes Zentrum des Mühlviertels - ist so gut erhalten wie kaum sonst wo in Österreich. In ihrer Blütezeit als Handelsstadt im 14. und 15. Jahrhundert wurde vieles von dem geschaffen, was heute noch Bestand hat. Auch Schloss Freistadt wurde zwischen 1363 und 1397 unter Herzog Rudolf IV errichtet. Neben dem Finanzamt ist hier seit 1926 das Mühlviertler Schlossmuseum untergebracht. Die heutige Museumsleiterin Nicole Wegscheider wacht über 21.000 Exponate der Volkskultur, des Handwerks und der Stadtgeschichte. Bei ihren Führungen durch das Schloss geht es mitunter hoch hinaus: Der 50 Meter hohe Bergfried - ein einmaliges Bauwerk in Österreich - diente einst dem Türmer zur Überwachung der Stadt. Der mittelalterliche Wächter lebte hier in äußerst bescheidenen Verhältnissen, doch genoss er stets das Vertrauen der Bürger, wenn es darum ging, die Bevölkerung zu jeder Tages- und Nachtzeit vor aufziehenden Gefahren zu warnen.

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