Gernstl unterwegs zum Matterhorn, Vom Furkapass nach Zermatt

Sendezeit: 18:45 - 19:30, 04.01.2024
Genre: Tourismus
  • Untertitel für die Sendung verfügbar
  • Andere Personen: Franz Xaver Gernstl, Ulrike Ebenbeck
Deutschland / Schweiz (2021) Auf dem Scheitelpunkt des Furkapass, auf 2.429 Metern Höhe, steht eine einsame Imbissbude. Hier trifft Franz Gernstl eine gut gelaunte Französin, die gerade auf ihrem Fahrrad die Passstraße hochgestrampelt ist und noch keinen Plan hat, wo sie heute ihr Zelt aufschlagen wird. Sie erklärt, dass es besser ist allein zu reisen - nur so macht man interessante Bekanntschaften. Und schon ist sie wieder weg, brettert die andere Seite des Passes hinunter ins Wallis, in den wilden Westen der Schweiz.

Die Bewohner des Kanton Wallis sind ein eigener Schlag, heißt es. Traditionsbewusst, naturverbunden, querulant. Auch beim Weinbau geht man eigene Wege. Auf über eintausend Metern Höhe wird Heida angebaut, eine alte Traube. Die Handarbeit an den steilen Hängen ist anspruchsvoll, aber sie macht Spaß, sagt Winzerin Isabella Kellenberger. Und das Leben muss Spaß machen, meint sie, das sei doch der Sinn des Ganzen, was sollte er denn sonst sein? Mit dieser elementaren Erkenntnis und einem herzhaften Lachen verabschiedet sie sich.

Die Gernstl-Crew fährt weiter über kleine Landstraßen, durch grüne Täler, vorbei an den höchsten Bergen der Schweiz - und macht einen Halt in Naters, weil da eine alte Kutsche auf dem Bürgersteig steht. Sie gehört dem Trödler Hans-Peter Lötscher. Er sitzt vor seinem Laden und verrät sein Geschäftsmodell. "Ich verkaufe nichts. Die Leute kaufen. Und wenn einer was klaut, ist es mir auch egal." Lötscher gibt sich keine Mühe, reich zu werden. "Ich bin faul" sagt er und meint damit, dass die ständige Gier nach mehr nicht gesund sein kann. Zum Abschied schenkt er dem Gernstl ein altes Bajonett. "Kannst du zum Brotschneiden hernehmen."

Es scheint eine recht entspannte Gegend mit recht entspannten Leuten zu sein, das Oberwallis. Als Urlauber würde man gerne ein paar Tage bleiben. Den Filmemacher aber ruft der Berg. Das Ziel der langen Reise: das Matterhorn.

Der Weg führt nach Zermatt. Das ehemalige Bauerndorf hat sich zum touristischen Basislager entwickelt. Hier treffen sich Hardcore-Bergsteiger, Wanderer und in der Saison auch Party-People.

Wenn man den pyramidenförmigen Gipfel des Matterhorns das erste Mal zu Gesicht bekommt, versteht man den Hype darum. Der majestätische Anblick fasziniert Urlauber, aber auch Einheimische. Wirt und Schlagersänger Dan Daniell hat ihm ein Lied geschrieben und macht jeden Tag ein paar Fotos von seinem Berg. "Er sieht einfach jeden Tag anders aus."

Das wissen auch die Helikopterpiloten von Air Zermatt. Wenn ein Wettereinbruch kommt, müssen die Profis ausrücken und mehrmals am Tag leichtsinnige Bergsteiger retten. Als Franz Gernstl und sein Team im Heliport sind, passiert etwas Ungewöhnliches: Eine Familie aus Düsseldorf ist angereist, um sich bei der Crew zu bedanken, die den Sohn nach einem lebensbedrohlichen Skiunfall gerettet hat. "Ich habe siebentausend Einsätze geflogen," sagt Robert, der Pilot, "aber es passiert nicht oft, dass sich jemand bedankt."

Einen besonders schönen Blick auf das Matterhorn hat man von der Bahnstation Riffelberg. Hier lebt Deborah Kressebuch den Sommer über mit 115 Schwarznasenschafen. Deborah hat Kunst studiert, als Lehrerin gearbeitet und ist weltläufige Kite-Surferin. Seit zwei Jahren arbeitet sie als Hirtin im Mattertal und fühlt sich jetzt zuhause und geerdet. Zusammen mit ihrem Freund John führt sie ein Leben jenseits der Alltagssorgen: "Ich erinnere mich genau, als ich noch Lehrerin war. Da gab es ständig Probleme: mit den Nachbarn, dem Vermieter, dem Fahrrad, dem Auto. Hier oben in den Bergen werden diese großen und kleinen Sorgen unwichtig."

Es könnte sein, dass all' diese entspannten Walliser etwas gemeinsam haben. Sie streben nicht nach Reichtum und Erfolg, sondern pflegen die Idee von einem selbstbestimmten Leben. Das gefällt dem Gernstl.

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