scobel, Was Stille auslöst

Sendezeit: 21:00 - 22:00, 22.02.2024
Genre: Diskussion
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D (2010) Der Alltag ist laut. Selbst im Schlaf sind wir Geräuschen ausgeliefert. Dabei braucht unser Körper Stille für Stressabbau und bessere Gehirnfunktion. Stille kann aber auch Angst machen.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Abwesenheit von Geräuschen ähnliche Gehirnaktivitäten erzeugt wie hörbare Geräusche. Stille ist in diesem Sinne ebenfalls eine Wahrnehmung und nicht einfach Nichts.
Stille wirkt auf viele Menschen unangenehm und macht nervös. Stille erzeugt Ängste. Wir fürchten uns vor den eigenen negativen Gedanken und Gefühlen. Wissenschaftler vermuten, dass dafür unsere geringere Aufmerksamkeitsspanne verantwortlich sei. Ausgelöst durch digitale Technologien und dem vermehrten Gebrauch sozialer Medien.
Wenn es still wird, suchen wir förmlich nach Geräuschen, um uns in unserer Umgebung sicherer zu fühlen. Als hilflose Kleinkinder brauchten wir Geräusche, weil sie uns die Anwesenheit von sich kümmernden Erwachsenen signalisierten. Und damit Geborgenheit vermittelten. Stille, beispielsweise in Gesprächen, Momente des Schweigens, können ebenfalls als belastend oder unangenehm, als Ablehnung empfunden werden. Darüber hinaus ist Stille auch eine Bedingung für Entspannungszustände wie beim autogenen Training. Und so spielt die Stille auch eine wichtige Rolle in Religion und Meditation.
Inwieweit brauchen Menschen Zeiten der Stille, um zu regenerieren? Oder ist der moderne Mensch längst umprogrammiert auf Wohlfühlmodus bei Dauerbeschallung?
Darüber diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen:
Nikola Kompa ist Professorin für Theoretische Philosophie an der Universität Osnabrück. Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich der sozialen Erkenntnistheorie und der Philosophie der Sprache. Sie untersucht, dass die äußere Sprache, die wir sprechen, unsere innere Sprache, in der wir denken, bedingt.
Tania Lincoln ist Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Hamburg. Sie untersucht überwiegend mit experimentellen Methoden psychische Störungsmechanismen und setzt das neu gewonnene Wissen in Therapien für die Betroffenen ein - zum Beispiel mit der "Relating-Therapie" bei Menschen mit psychotischen Störungen und belastendem Stimmhören.
Uwe Baumann ist Professor für Audiologie am Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinphysiker und Spezialist für Neuro-Hörprothesen. Er untersucht beispielsweise, wie Menschen nach einer Ertaubung den Weg zurück aus der Stille finden. Er ist Mitglied des Interdisziplinären Zentrums für Neurowissenschaften Frankfurt und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Audiologie.

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