scobel, Transgender - Leben im falschen Körper

Sendezeit: 21:00 - 22:00, 23.05.2024
Genre: Gesellschaft und Soziales
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Deutschland (2023) Menschen, die ihr Geschlecht wechseln wollen, haben oft einen langen Leidensweg vor sich. Was bedeutet es, im falschen Körper geboren zu sein?
Circa 0,5 Prozent der Menschen weltweit gelten als Transgender. Wer sich einem anderen als dem biologischen Geschlecht zugehörig fühlt, muss hierzulande viel auf sich nehmen: Psychotherapie, Pubertätsblocker, Hormontherapie, Operationen.
Eine Transidentität kann sich bereits in der Kindheit entwickeln oder im gesamten Verlauf des Lebens. Das Spektrum ist weit - manche Menschen möchten nur ihre soziale Rolle wechseln, andere möchten medizinische Maßnahmen in Anspruch nehmen und ihr eigentliches Geschlecht auch rechtlich anerkennen lassen. Letzteres soll eine neues Gesetz leisten, dass Ende 2024 in Kraft treten soll - das Selbstbestimmungsgesetz.
Wissenschaftler und Ärzte sind sich einig, dass bislang viel zu wenig zur Transidentität geforscht wurde. Sie wollen die Ursachen herausfinden: Sind diese eher gesellschaftlich oder genetisch determiniert? Auch die sogenannten Pubertätsblocker, die die sexuelle Entwicklung erst einmal stoppen, sind in die Kritik geraten. Psychologen argumentieren, dass sie die Not junger Menschen lindern, ja sogar die Suizidzahlen reduzieren können.
Kritiker halten dagegen: Sie fürchten einen negativen Einfluss auf den Hirnumbau und spätere Unfruchtbarkeit. Genau wie operative Geschlechtsangleichungen bergen hormonelle Eingriffe immer auch Risiken, die nicht vollständig kalkulierbar sind.
Was ist mit den Menschen, die später wieder in ihr ursprüngliches Geschlecht zurückkehren wollen und die Transition bereuen? Welche Rolle kommt der Gesellschaft zu, in der das Thema sehr kontrovers diskutiert wird? Brauchen wir nicht eine viel größere Akzeptanz für alles, was von der vermeintlichen "Normalität" abweicht? Denn: Die Zahl der Übergriffe auf Transmenschen nimmt zu.
Über diese und viele andere Aspekte diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen:
Dagmar Pauli ist Chefärztin und medizinisch-therapeutische Leiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte ist die Geschlechtsidentität bei Jugendlichen.
Livia Prüll lehrt als Professorin für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Sie ist Mitglied im Bundesverband Trans* und arbeitet als systemische Beraterin.
Timo Nieder leitet als Psychologe und Sexualtherapeut die Spezialambulanz für Sexuelle Gesundheit und Transgender-Versorgung am Universitätsklinikum Eppendort und koordiniert die sexualmedizinische Lehre im Studium der Humanmedizin.

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