Deutschland (2016)
Seit die Menschen sesshaft wurden, trinken sie Bier. "Terra X" erzählt, wie Bier die Zivilisation seit jeher begleitet und schließlich zum Lieblingsgetränk der Deutschen wurde. Im April 2016 feiert das Reinheitsgebot seinen 500. Jahrestag. Anlass für "Terra X", die Bedeutung dieses ältesten deutschen Lebensmittelgesetzes zu erforschen: Denn seit 1516 darf Bier hierzulande nur mit Gerste, Hopfen und Wasser gebraut werden. Bier zählt zu den ältesten Nahrungsmitteln der Menschheit - und seit jeher gehört es zu Kultur und Fortschritt. Erstmals getrunken wurde es wahrscheinlich in Mesopotamien, als die Menschen sesshaft wurden. Ob das Bier selbst dabei eine wichtige Rolle spielte, ist unklar, sicher ist jedoch, dass der Getreideanbau eine Grundvoraussetzung für die Herstellung von Bier ist. Im alten Ägypten gehörte Bier zum Lohn. Fünf Krüge pro Tag standen jedem Arbeiter beim Pyramidenbau zu. Das damalige Bier enthielt etwa sechs Prozent Alkohol, vergleichbar mit den meisten heutigen Bieren. Aber Bier hat nicht nur den Bau der Pyramiden begleitet, spätestens seit dem 2. Jahrtausend vor Christus trank man es auch im Bereich des heutigen Deutschland. Lange Zeit war das Brauen Frauensache. Das änderte sich erst im 6. Jahrhundert nach Christus, als Mönche in den Klöstern das nahrhafte Gebräu als Fastenspeise entdeckten. Das Bier im eigenen Haus stellten aber weiter die Frauen her und bestimmten, ohne es zu wissen, Aussehen und Geschmack des Bieres, denn über Luft und Haut wanderten die körpereigenen Hefen in das Gebräu und brachten es zum Gären. Davon ahnten die frühen Brauer aber noch nichts, der meist über Nacht einsetzende Gärprozess wurde eher im Bereich des Wunderbaren angesiedelt. Um das Bier haltbarer zu machen, setzten die Brauer dem Getränk zahlreiche Kräuter, aber auch Gifte wie Tollkirsche oder Bilsenkraut hinzu. Obwohl es in einigen Städten bereits frühere Gesetze und Verordnungen gab, wurde erst 1516 das erste landesweit geltende Lebensmittelgesetz in Bayern erlassen, das für die Herstellung von Bier nur die Zutaten Gerste, Hopfen und Wasser erlaubte. Doch auch das "reine" Bier konnte lange nur in der kalten Jahreszeit gebraut werden, da der Gärungsprozess niedrige Temperaturen verlangt. Erst die Erfindung der Kühlmaschine des Deutschen Carl von Linde revolutionierte das Braugeschäft. Bezahlt wurde seine erste Maschine denn auch von zwei Brauern. Seitdem hat das "neue" Bier die Welt erobert, und auch dabei waren deutsche Brauer maßgeblich beteiligt. Die heute weltweit größte Brauereigruppe Anheuser-Busch InBev geht zum Teil auf die Deutschen Eberhard Anheuser und seinen Schwiegersohn Adolphus Busch zurück, die 1870 den Stammbetrieb in St. Louis gründeten.
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