Deutschland (2024)
Ein Jahr nach dem Hamas-Massaker stehen Israelis und Palästinenser am Abgrund. Angesichts des Gazakriegs - wie sehen israelische und palästinensische Kulturschaffende die Zukunft?
In einer Stimmung, die von tiefer Verletzung, Hass und fehlendem Mitgefühl für das Leid der anderen geprägt ist, fragt "aspekte"-Moderator Jo Schück, ob es noch Brückenbauer gibt, die sich trotz allem immer noch für Frieden einsetzen.
Jo Schücks Reise führt ihn vom Süden Israels nahe dem Gazastreifen über das Westjordanland bis in den Norden nach Haifa, von wo aus man die Grenze zum Libanon sehen und die dort eskalierenden Kämpfe hören kann. Er findet ein Land vor, das gleichermaßen in einen Kampf mit sich selbst und seinen Nachbarn verstrickt ist - viel Verzweiflung, Resignation, aber auch beeindruckenden Mut und Resilienz.
Im Kibbuz Be'eri, in dem die Hamas am 7. Oktober 2023 zehn Prozent der Einwohner ermordet und 30 von ihnen nach Gaza verschleppt hat, trifft Jo Schück die Künstlerin Sofie Berzon MacKie. Stundenlang hatte sie in Todesangst mit ihren drei Kindern in ihrem Schutzraum ausgeharrt, während die Hamas schoss und versuchte, das Haus in Brand zu stecken. "Ich verspüre eine unfassbare Wut auf die Palästinenser, die uns das angetan haben. Aber ich kann auch unterscheiden und wünsche den Zivilisten in Gaza kein Leid. Und ja, ich denke, Frieden ist möglich."
Den wünschen sich Palästinenser in Gaza mehr als alles andere. Der Künstler Maisara Baroud dokumentiert Krieg und humanitäre Katastrophe jeden Tag in seinen Zeichnungen. Der Gitarrenlehrer Ahmed Abu Amsha, der alles verloren hat, gibt jetzt Kindern im Flüchtlingslager Musiktherapie. Für beide gilt der Krieg nicht nur der Hamas - es sei ein "Vernichtungskrieg gegen alles Palästinensische".
Für den religiösen Siedler Zvika Mor, dessen Sohn Etan bis heute Geiseln in Gaza ist, sind alle Bewohner Gaza mitschuldig am 7. Oktober. Er fordert eine härtere Linie gegen die Hamas. "Wir müssen den gesamten Gazastreifen aushungern, nur so werden sie alle Geiseln gehen lassen."
Diese extremistischen Ansichten findet Aviva Siegel so entsetzlich wie gefährlich. Sie hat selbst 51 Tage in Geiselhaft durchlebt, bis sie bei einem Gefangenenaustausch freikam. Nun kämpft sie jede freie Minute für die Freilassung ihres Mannes Keith. Den "vollständigen Sieg", den die Regierung Netanjahu über die Hamas erreichen will, hält sie für lächerlich. "Wozu führt das? Dazu, dass sie Keith und alle anderen Geiseln töten werden."
Im Westjordanland trifft "aspekte" die beiden Dokumentarfilmer, die bei der Berlinale 2024 für Aufruhr sorgten: Der Palästinenser Basel Adra und der Israeli Yuval Abraham kämpfen gemeinsam mit ihrem Film "No Other Land" für ein Ende der Besatzung. Sicherheit in der Region sei erst dann möglich, wenn beide Völker in Sicherheit und Freiheit leben.
Am Ende kommt Jo Schück in Tel Aviv bei den wöchentlichen Samstagsdemos gegen die Regierung Netanjahu an. Hier geht es nicht mehr "nur" um die Forderung nach einem Waffenstillstand und der Freilassung der Geiseln, sondern längst auch um das Schicksal der palästinensischen Nachbarn: "From the river to the sea, Israelis and Palestinians should be free", skandieren sie. Es gibt sie also tatsächlich, die Brückenbauer.
In einer Stimmung, die von tiefer Verletzung, Hass und fehlendem Mitgefühl für das Leid der anderen geprägt ist, fragt "aspekte"-Moderator Jo Schück, ob es noch Brückenbauer gibt, die sich trotz allem immer noch für Frieden einsetzen.
Jo Schücks Reise führt ihn vom Süden Israels nahe dem Gazastreifen über das Westjordanland bis in den Norden nach Haifa, von wo aus man die Grenze zum Libanon sehen und die dort eskalierenden Kämpfe hören kann. Er findet ein Land vor, das gleichermaßen in einen Kampf mit sich selbst und seinen Nachbarn verstrickt ist - viel Verzweiflung, Resignation, aber auch beeindruckenden Mut und Resilienz.
Im Kibbuz Be'eri, in dem die Hamas am 7. Oktober 2023 zehn Prozent der Einwohner ermordet und 30 von ihnen nach Gaza verschleppt hat, trifft Jo Schück die Künstlerin Sofie Berzon MacKie. Stundenlang hatte sie in Todesangst mit ihren drei Kindern in ihrem Schutzraum ausgeharrt, während die Hamas schoss und versuchte, das Haus in Brand zu stecken. "Ich verspüre eine unfassbare Wut auf die Palästinenser, die uns das angetan haben. Aber ich kann auch unterscheiden und wünsche den Zivilisten in Gaza kein Leid. Und ja, ich denke, Frieden ist möglich."
Den wünschen sich Palästinenser in Gaza mehr als alles andere. Der Künstler Maisara Baroud dokumentiert Krieg und humanitäre Katastrophe jeden Tag in seinen Zeichnungen. Der Gitarrenlehrer Ahmed Abu Amsha, der alles verloren hat, gibt jetzt Kindern im Flüchtlingslager Musiktherapie. Für beide gilt der Krieg nicht nur der Hamas - es sei ein "Vernichtungskrieg gegen alles Palästinensische".
Für den religiösen Siedler Zvika Mor, dessen Sohn Etan bis heute Geiseln in Gaza ist, sind alle Bewohner Gaza mitschuldig am 7. Oktober. Er fordert eine härtere Linie gegen die Hamas. "Wir müssen den gesamten Gazastreifen aushungern, nur so werden sie alle Geiseln gehen lassen."
Diese extremistischen Ansichten findet Aviva Siegel so entsetzlich wie gefährlich. Sie hat selbst 51 Tage in Geiselhaft durchlebt, bis sie bei einem Gefangenenaustausch freikam. Nun kämpft sie jede freie Minute für die Freilassung ihres Mannes Keith. Den "vollständigen Sieg", den die Regierung Netanjahu über die Hamas erreichen will, hält sie für lächerlich. "Wozu führt das? Dazu, dass sie Keith und alle anderen Geiseln töten werden."
Im Westjordanland trifft "aspekte" die beiden Dokumentarfilmer, die bei der Berlinale 2024 für Aufruhr sorgten: Der Palästinenser Basel Adra und der Israeli Yuval Abraham kämpfen gemeinsam mit ihrem Film "No Other Land" für ein Ende der Besatzung. Sicherheit in der Region sei erst dann möglich, wenn beide Völker in Sicherheit und Freiheit leben.
Am Ende kommt Jo Schück in Tel Aviv bei den wöchentlichen Samstagsdemos gegen die Regierung Netanjahu an. Hier geht es nicht mehr "nur" um die Forderung nach einem Waffenstillstand und der Freilassung der Geiseln, sondern längst auch um das Schicksal der palästinensischen Nachbarn: "From the river to the sea, Israelis and Palestinians should be free", skandieren sie. Es gibt sie also tatsächlich, die Brückenbauer.
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